der "Mindener Stichling"
Der nationale Kabarett-Preis der Stadt Minden wird seit 1994 alle zwei Jahre
verliehen.
Die nächste Verleihung des Kabarett-Förderpreises Mindener Stichling findet am 16.11.2024 im Stadttheater Minden statt. Veranstalter ist das Kulturbüro der Stadt Minden.
Den Mindener Stichling 2024 in der Kategorie „Solist“ erhält die serbisch-österreichische Kabarettistin Malarina.
Sie mischt kluges Kabarett mit Stand-Up-Comedy. Mit außergewöhnlich feinem Gespür deckt sie gesellschaftliche Widersprüche und überkommene Tabus serbischer Einwandere in Österreich auf (weitere Infos unter: https://malarina.com/).
Den Mindener Stichling in der Kategorie „Gruppe“ erhält das Duo
PopKabarett - Korff & Ludewig.
Die beiden Musikkabarettisten nehmen das Publikum in ihren Programmen „Knallzucker“ und „Zwischen Geisterbahn und Zuckerwatte“ mit auf einen Bummel über den Rummelplatz des Lebens. Sie bereiten die Themen stimmgewaltig auf, garnieren diese mit Erlebten, Erfundenem, Philosophischem oder manchmal auf nur mit Spontan-Banalen (weitere Infos unter: https://popkabarett.de/).
Moderation hat der Kabarettist Christoph Sieber (s.u.)
Kategorie "Solist"
Malarina
Die Jury würdigt in diesem Jahr das außergewöhnlich feine Gespür, mit dem Malarina gesellschaftliche Widersprüche und überkommene Tabus serbischer Einwanderer in Österreich aufdeckt. Die Bühnenfigur der serbisch-österreichischen Künstlerin Marina Lacković mischt kluges Kabarett mit Stand-Up-Comedy. Das tut die 32-jährige mit großem geschichtlichen Wissen über beide Völker, setzt dieses aber selten voraus, sondern nimmt ihr Publikum stattdessen mit Leichtigkeit in das Innenleben des Konflikts.
Integration oder Assimilation? Freiheit oder Anpassung? „Schwabo“ oder „Tschusch“? Der Tschusch ist in Österreich die abwertende Bezeichnung für Menschen vom Balkan – und neuerdings ein begehrtes Wählerklientel bei Österreichs Rechtspopulisten. Also trauert Malarina neuerdings dem durch den Ibiza-Skandal aufgeflogenen FPÖ-Politiker H.-C. Strache nach. Denn keiner habe kapiert wie er, wie sich Serben in Österreich mal richtig wertvoll fühlen: man muss sie nur mit Muslimen vergleichen. So morbide kann Malarina sein, dabei aber unendlich komisch und mit beeindruckender Souveränität unter den Scheinwerfern.
Seit sie aus dem Nichts mit ihrem ersten Programm „Serben sterben langsam“ in der Szene auftauchte, ist ihre Geschichte vom Eiertanz zwischen den Stühlen von Mehrheitsgesellschaft und Migranten eine Erfolgsstory. Doch auch innerhalb ihrer eigenen Diaspora gibt es genug, das es humorvoll aufzuarbeiten gilt: „Jahrelang sagen sie: wenn wir schwanger nach Hause kommen, dann bringen sie uns um. Nur drei Jahre später drohen sie sich selbst umzubringen, weil wir keine Kinder haben.“
Malarina kennt die gesellschaftlichen Zwänge konservativer Einwandererfamilien ganz genau und dekonstruiert sie mit viel Ironie und Sarkasmus – aber immer auch mit einer Prise Verständnis für die Herausforderungen und Grenzen ihrer Elterngeneration. Denn wie soll man gegen dieses Argument ankommen: „Wir hatten nichts… und was hat uns gefehlt?“
Diese Mischung aus Zynismus und Empathie macht Malarinas Bühnenkunst zu einer der spannendsten dieser Zeit.
Kategorie "Gruppe"
"PopKabarett" - Duo Bastian Korff und Florian Ludewig.
In ihren Programmen „Knallzucker“ und „Zwischen Geisterbahn und Zuckerwatte“ nehmen die beiden Musikkabarettisten das Publikum mit auf einen Bummel über den Rummelplatz des Lebens, zeigen ihm eine eigenwillige Mischung aus witzig-nachdenklichen Songs und klugem Kabarett und nennen es PopKabarett. Sie lesen die Zeitung gerne mal von hinten und bereiten die Themen stimmgewaltig auf, garniert mit Erlebtem, Erfundenem, Philosophischem oder manchmal auch nur mit Spontan-Banalem.
Bastian Korff überzeugt als Entertainer und verbreitet das Flair vom großen Revue-Theater, wenn er von der Welt, in der wir leben, erzählt . Mit seiner ungewöhnlichen Stimme moderiert er auch beim Hessischen Rundfunk und synchronisiert darüber hinaus schon mal ein Disney-Hörspiel.
Der spielfreudige berliner Musiker Florian Ludewig (ehemals Pianist der Gruppe „Malediva“) ist ein fulminanter Meister der Tasten und der Saiten. Ab und zu komponiert er auch für Kleinkunst- Kollegen Musicals. Als „PopKabarett“ zeigen beide Künstler, wie der Rock’n’Roll des Alltags geht und lädt das Publikum zur einer Achterbahnfahrt der Gefühle ein, um sie dann einschließend vergnügt mit Zuckerwatte nach Hause zu schicken.
Moderation der Gala
Christoph Sieber konnte für die Moderation des Abends gewonnen werden. Er ist Kabarettist, Autor, Moderator und selbst Stichlingspreisträger 2012.
Die Jury
Elke Frühling Kulturjournalistin, Mainz
Funda Gür Kulturzentrum BÜZ
Birger Hausmann Kabarett Mindener Stichlinge
Andrea Krauledat Intendantin Mindener Stadttheater
Simon Strehlau Redakteur WDR
Hans Jacobshagen Kulturjournalist und Kritiker, Köln
Gabriele Killert Publizistin, Berlin
Miachael Laages Dramaturg und Journalist, Berlin